Gerold Jenni (1793-1874)

Gerold Jenni entstammt der alteingesessenen Jenni-Sippe vom Sückenhof in Valentschina (Gde. Blons). Das Licht der Welt erblickte er am 9. April 1793 in Blons als Sohn des Gerold Jenni (1758-1823) und der Maria Christina Nigsch (1764-1821). Als Taufpaten fungierten Andreas Bickel und Maria Hartmann. Seine Kindheit verbrachte Gerold auf dem Hof „uf der Tanna“ 1 (Hnr. 59) in Valentschina.

In der Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau Mariä Heimsuchung in Rankweil (Berg) ging er am 27. Mai 1816 den heiligen Bund der Ehe mit Maria Rosa Müller ein. Maria Rosa wurde am 6. Juli 1792 im Ortsteil Valentschina geboren, ihre Eltern waren Johannes Evangelist Müller (1740-1798) und die aus Fontanella stammende Anna Maria Welti (+ 1820).  Gerold und Rosa hatten insgesamt neun Kinder, wovon lediglich drei das Erwachsenenalter erreichten.

Das Schicksal traf diese Familie, nicht nur aufgrund der hohen Kindersterblichkeit, hart, denn kurz vor Neujahr, konkret am 30. Dezember 1825, stirbt Maria Rosa an Auszehrung. Aus dem Testament geht hervor, dass sie bereits schon länger angeschlagen gewesen sein musste, vermutlich infolge der Geburt von Tochter Maria Elisabeth (1825-1826). Nach nur neuneinhalb gemeinsamen Ehejahren und im jungen Alter von 33 Jahren hinterlässt sie einen Ehemann und drei Kinder, wovon das älteste gerade einmal sieben Jahre alt war. Im Beisein von Vorsteher Johann Jakob Schäfer, Gerold Jenni und Gerold Burtscher als Zeugen erklärt sie bereits am 1. August 1825 ihren letzten Willen und beginnt diesen mit folgenden Worten:

„In Erwegung daß der Todt gewiß aber die Stund des Absterbens unbekant ist, und ich noch einige Besinungen zu rug zu laßen und fest zu halten gedenkhe …“

Sie ordnete in ihrem Testament an nach katholischem Ritus begraben zu werden und die Realitäten zwischen Ehegatten Gerold und den Kindern (gemeinschaftlich) je zur Hälfte übergeben werden sollen. Das Gericht zog für dieses Rechtsgeschäft Johannes Fetzel als Kurator hinzu. Da Rosa einen Passivstand von 9 Gulden und 59 Kreuzer hinterließ, verzichtete Fetzel auf das Erbe. So übernimmt Gerold die gesamte Verlassenschaft samt allen Aktiva und Passiva, zugleich verpflichtet er sich die Kinder ordentlich und standesmäßig zu erziehen.

Es dauerte nicht lange bis Gerold wieder heiratete. Wie bereits bei der ersten Eheschließung fand auch diese wieder in Rankweil statt. Diesmal verehelichte er sich am 23. Oktober 1826 mit der ledigen Kreszentia Müller (1783-1841) aus Fontanella. Sie war eine Tochter von Mathäus Müller und Magdalena Dünser. Diese Ehe war nur mit einem Kind gesegnet, Elisabeth Maria Jenni (1827-1860). Der Eheschließung war am 18. Oktober 1826 ein Heÿraths Vertrag für den Ehrsamen Witiber Geroldt Jennÿ und die Ehr und tugendsame Jungfrau Maria Kresenzen Müller vorausgegangen.

Wie so oft spielte auch diesmal wieder das Schicksal der Familie übel mit, denn Kreszentia stirbt am 10. Juni 1841 um 6 Uhr abends. Sie wurde nicht mit den heiligen Sterbesakramenten versehen, daher kann angenommen werden, dass der Tod sehr überraschend kam. Als Todesursache schreibt P. Beat Blutbrechen in die Sterbematriken. Kreszentia setzt für Tochter Elisabeth Christan Müller von Fontanella als Vormund ein. Gerold war nun bereits 48 Jahre alt und verehelichte sich nicht ein weiteres Mal.

Bereits 1846 traf Gerold ein weiterer Schicksalsschlag, sein Sohn Gerold verstarb in Montagnana bei Padua (Italien) als Kaiserjäger.

Aus einer Hausnummernliste im Vorarlberger Landesarchiv für die Gemeinde Blons aus dem Jahr 1857 geht hervor, dass Gerold Jenni Gemeinderath war. Über seine weiteren politischen Aktivitäten ist nicht sehr viel bekannt.

Gerold Jenni erreichte ein für die damalige Zeit hohes Alter von 80 Jahren und verschied am 26. März 1874 in seinem Wohnhaus Nr. 69 in Valentschina an Altersschwäche, er wurde mit den heiligen Sakramenten versehen. Als Erben wären noch seine aus erster Ehe geborenen Kinder Anna-Maria und Franz-Anton einerseits und den Kindern seiner aus der zweiten Ehe geborenen Tochter Elisabeth übrig. Allerdings folgte Tochter Anna-Maria ihrem Vater Gerold drei Tage später ins Jenseits. Der Tod musste recht unerwartet gekommen sein, sie wurde nicht mit den heiligen Sakramenten versehen. Sie starb mit 56 Jahren an Lungenlähmung, was eine alte Bezeichnung für Atemstillstand ist. Obwohl Gerold 1826 von seiner ersten Ehefrau Maria Rosa Müller Schulden übernahm, so kam er dennoch Wohlstand. Er hinterlässt seinen Erben unter anderem mehrere Wiesen, Wälder, Ställe, aber auch zwei Häuser in Marul und Blons, sowie 12 Kuhweiden Alprecht samt Behausung auf der Alpe Steris in Sonntag. Was ausschlaggebend für diesen wirtschaftlichen Aufstieg war lässt sich heute leider nur noch mutmaßen. Dobler merkt in seinen Privatschriften allerdings an, dass Gerold Jenni ein sehr reicher Mann gewesen sei.

Gerold Jenni lebte Zeit seines Lebens in Blons, doch der Staat, dem die Ortschaft zugehörig war, wechselte mehrmals. So war Gerold „Staatsbürger“ (im modernen Sinn) mehrerer Staaten, obwohl er seinen Lebensmittelpunkt nie woanders hin verlagerte.
1793 – freie Reichsherrschaft St. Gerold – Abt von Einsiedeln
1802 – freie Reichsherrschaft St. Gerold – Friedrich Oranien-Nassau
1804 – Kaisertum Österreich – Kaiser Franz II/I.
1806 – Königreich Bayern – Maximilian I.
1814 – Kaisertum Österreich – Kaiser Franz II/I.


1 früher Valentschina Nr. 9

Fabio Curman

Seit 2017 befasse ich mich mit dem spannenden Thema Genealogie. Im April 2020 hab ich mich dazu entschlossen meinen Blog ins Leben zu rufen.

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